Im Familienunternehmen Krogmann arbeiten Vater Richard und Sohn Kay Hand in Hand. Der erfahrene Richard Krogmann berichtet Santjer aus vergangenen Tagen der Schäferei. Sein Sohn kämpfe nun mit Umständen, die jahrzehntelange Praktiken unmöglich machten: Während die Schafe früher im Winter, wenn sie nicht auf den Deichen stehen konnten, auf Weiden grasten, ist die Gefahr durch den Wolf heute viel zu hoch.
Zwangsweise müssen die Tiere deshalb im Stall überwintern: „Künftig steigen die Futterkosten dadurch von 15.000 auf etwa 50.000 Euro“, so Krogmann.
Auch viele Hobbytierzüchter müssen ihre Weidehaltung wegen des Wolfs aufgeben, Schutzmaßnahmen sind für sie nicht finanzierbar. Für die Krogmanns bedeutet dies, dass sie in Zukunft Lämmer aus dem Ausland importieren müssen, weil ihnen hiesige Züchter fehlen.
Die Errichtung von Wolfschutzzäunen sei am Deich nicht umsetzbar: Zum einen durch den Wanderweg, der offen gehalten werden müsse, zum anderen wegen der zahlreichen Gräben. „Dies bestätigten mir Wolfszaunexperten“, berichtet der Deichschäfer. Bei Ebbe bestehe zudem die Gefahr, dass der Wolf von der Seeseite komme.
Das Landesprojekt Herdenschutzesel ist für die Schäferfamilie eine positive Entwicklung: „Ich glaube inzwischen daran, obwohl ich es anfangs ein bisschen belächelt habe“, befindet Krogmann Senior und verweist auf gute Erfahrungen von Schäfern im Ausland.
Uwe Santjer ist sich der ernsten Lage der Deichschäfer bewusst, findet aber: „Die Esel geben Anlass zur Hoffnung, dass sie die Schafe wirklich schützen.“ Er ist aber der Auffassung, dass wir in der Region nicht auf die Rückkehr des Wolfes vorbereitet sind. „Wir müssen in zwei Schritten denken: Das eine sind die Sofortmaßnahmen, zu denen es gehört, den Nutztierhaltern ausreichend Mittel für Schutzmaßnahmen zur Verfügung zu stellen.“ Zudem müsse im Falle eines Risses die Entschädigung der Landwirte zeitlichen Vorrang vor weiteren Untersuchungen haben: „Der Veterinär vor Ort muss einen Wolfsriss direkt identifizieren können“, erklärt der Landespolitiker. So könnten Entschädigungsverfahren deutlich beschleunigt werden. Der zweite Schritt wäre, so Santjer, die wolfsfreie Zone in Deichregionen.